Ob in der Beratung, in Gruppen oder beim Zocken. Bildung, Teilhabe, Selbstbestimmung muss endlich selbstverständlich werden und dazu brauchen wir digitale Kommunikationswege!
Es muss selbstverständlich werden das Menschen mit Autismus hier mit Hilfsmitteln versorgt werden.
Ein Laptop kann für die Teilhabe einer Person im Autismus-Spektrum genauso wichtig sein wie ein Rollstuhl für einen Menschen der Querschnittsgelähmt ist!
Ein IPad das zur Kommunikation genutzt wird, ist natürlich als Hilfsmittel anzusehen. ( das IPad hat ausschließlich einen Grund, nämlich das bestimmte Kommunikationssoftware nur auf diesen Geräten läuft)
Ein spezieller Kopfhörer kann dazu beitragen das Teilhabe überhaupt erst möglich wird! Nur ein paar wenige Beispiele.
Manchmal braucht eine autistische Person gestütztes Schreiben, mal einen Talker mit oder ohne Augensteuerung. Mal spricht die autistische Person , ist aber in ihrer Handlung eingeschränkt, braucht zur kleinschrittigen Visualisierung Piktogramme. Die nächsten, werden unter Menschen so mutistisch, das gar nichts mehr geht. Dann muss geschaut werden, ob in so einer Situation etwas gezeigt werden kann und wenn ja was. Oder ob ganz was anderes benötigt wird um die Person zu unterstützen in die Handlung zu kommen.
Einige autistische Menschen schaffen über den Computer in Kommunikation zu gehen, können so wunderbar kommunizieren. Wo im Autismus-Spektrum die Person steht ist unerheblich. Mache schaffen
sogar die Cam anzumachen. Die Distanz durch den Computer hilft sehr. Der Wunsch zu kommunizieren ist groß, man muss sich einfach nur darauf einlassen es ein klein wenig anders zu machen. So
entstehen Wege die gangbar sind. Wer nicht kommunizieren kann, ist eingeschränkt. Das ist Frust pur und kann aggressiv machen was verständlich ist.
Für ein inklusives Deutschland!
Gaming, Zocken, also das Computerspielen, wird heute von mind. 70% aller Kinder und Jugendlichen genutzt.
Im Erwachsenenbereich sind es um die 40%. Es ist etwas das wir in unser Leben
integriert haben, ganz gleich ob Erwachsen oder
Kind, behindert oder nicht behindert, alt oder jung. Eine Vielzahl von Studien weisen auf positive Effekte für
Motivation und Interesse hin, die durch Immersion und Flow in interaktiven digitalen Spielewelten gestärkt werden können. Es gibt Hinweise darauf, dass zum Abbilden und Verstehen von komplexen Systemen digitale Spiele besondere Lernpotenziale
bieten, die traditionelle Lernmethoden übersteigen könnten. So gibt es z.B. eine Studie, die herausfinden möchte, wie man das Spielen in den Unterricht einbauen könnte.
Schon heute ist klar belegt,dass man so folgendes Potenzial durch das Zocken erhält:
•Hand-Augen-Koordination
•Geduld und Ausdauer
•Reflexe und Reaktionsvermögen
•Wahrnehmung und Auffassungsgabe
•Verhandlung
•Taktik und Strategie
•Gedächtnis- und Verknüpfungsleistung
•Umgang mit Erfolg und Niederlage
•Teamfähigkeit
•Rollenbilder und Fähigkeiten werden ausprobiert
•Moralvorstellungen werden auf die Probe
gestellt, Zeiten und Welten durchlebt.
Das Potenzial, das damit vorhanden ist, ist für die Entwicklung junger Menschen enorm groß. Zwischenzeitlich weiß man so viel
darüber, dass Studien in einzelnen Bundesländern an Schulen laufen!
Doch wie ist das im Autismus Spektrum und gibt es hier besonders positive Erfahrungen?
Wir wissen eines genau: Online zu sein, bietet große Vorteile.
Zum einen kann man mit anderen kommunizieren, ohne dass eine Person direkt vor einem steht. Das bedeutet, dass aufgrund der räumlichen Distanz keine Angst und kein Fluchtverhalten aktiviert wird, denn man kann selbst entscheiden, ob und wie lange man einen Kontakt aushalten kann und zulassen möchte. ( hier wollen wir deutlich sagen: wenn die autistische Person nicht schafft sich zu zeigen, dann reden sie miteinander oder schreiben sie sich. Die Aufmerksamkeit ist ihnen sicher und man sitzt auch tatsächlich am Computer. Funktioniert es nicht, hat es immer einen Grund der einhergeht mit neg. Erfahrungen. Hier braucht es Zeit und je nach Umstand, läßt es sich bald ändern oder auch nicht. Wirklich wichtig ist das sie sicher sein können das die Person da ist!).
So entsteht durch räumliche Distanz Nähe und Vertrauen. Schon diese Eigenschaft bietet für uns Potenzial!
Doch es gibt eine ganze Reihe von positiven Potenzialen:
viele autistische Menschen haben im visuell-räumlichen Denken, in der
Mustererkennung und im Erkennen von visuellen Details besondere Begabungen. Games erfordern visuelle Hinweise,
sie benötigen die Fähigkeit, sich gut räumlich orientieren zu können. Sie
sind somit besonders geeignet für Menschen im Autismus Spektrum.
Games haben eine feste
Struktur, was autistische Menschen besonders schätzen. Das Verstehen und
die Regeln inkl. einer festen Struktur helfen dabei, Angstzustände und sensorische Zusammenbrüche (Overload, Meltdown,
Shutdown) zu vermeiden!
Für uns ein sehr wichtiger Punkt, um im Alltag zurechtzukommen!
Dann sind da zusätzlich noch die Routinen und die Wiederholungen, die im Autismus Spektrum so wichtig sind. Denn undefinierte
Situationen erhöhen Angst, man fühlt sich unwohl und sucht nach einem Ausweg. Videospiele bieten einen sicheren Raum mit ganz klar definierten Parametern, wann was erreicht wird. Genau das wird geübt!
Das Verhalten anderer Menschen ist für autistische Menschen undefinierbar und somit
eine dauerhaft herausfordernde
Situation in allen Lebensbereichen, und
zwar immer! Das macht Angst, führt
bei vielen autistischen Menschen zu Angst, Panik und Fluchtverhalten. Im Spiel, das sich auf immer gleiche Weise wiederholt und somit immer vertrauter wird, kann sich die autistische Person
behaupten. Vertrauen entsteht in dieser kontrollierbaren Situation. Unzählige Studien haben das schon diskutiert. Games bieten tatsächlich klare Vorteile und können negative Auswirkungen ausgleichen, wenn sie gefördert und überwacht werden.
Freundschaften
sind im Autismus
Spektrum auch ein ständiges Thema. Doch autistische Menschen haben
andere Bedürfnisse. Sie haben durch vielfältige Situationen im direkten Kontakt oft massive Schwierigkeiten. Sie sind introvertiert und haben oft nur bestimmte Themen, die sie interessieren. Hier können sie stundenlang Monologe
halten und bekommen nicht mit, wenn ihr Gegenüber genug davon hat und nicht mehr kann. So, distanziert man sich von ihnen.
Online haben autistische Menschen Freunde!
Therapeuten, die mit nonverbalen Menschen arbeiten, nutzen oft die Tatsache, das diese gerne spielen, denn so eröffnen sich neue
Kommunikationsmöglichkeiten.
Bildung und Arbeit sind noch immer kaum möglich, da nicht individuell gestaltbar was am Ende keinen
Ausbildungsplatz/Arbeitsplatz bedeutet.
Games haben aber noch einen ganz anderen Effekt:
die ständige Anforderung autistischer
Menschen, sich anpassen zu müssen, fällt online weg.
Ständig kompensieren zu müssen, ist für autistische Menschen eine wahnsinnig große
Herausforderung. Es wird nicht nur erwartet, nein, es wird teils sogar erzwungen. So entsteht eine dauerhafte Überlastung.
Nur in einem Umfeld, das Verständnis zeigt, das Freiräume schafft,wie durch Gaming, kann die autistische Person sich ausgleichen. Die Liebe zum Gaming sehen wir als echte Chance, denn sie schafft Entspannung! Darüber hinaus eröffnen sich so neue Lernfelder oder Themen, die Interesse wecken.
Dadurch entstehen neue Berufsfelder somit auch
neue Möglichkeiten beruflich Fuß zu fassen was wiederum Unabhängikeit bedeutet!
Alles in Allem sind Games eine tolle Möglichkeit, um Bildung, Arbeit, Freundschaft und Spaß zu vereinen.
Selbstbestimmt Autistisch 2019 e.V.
Verein und Interessenvertretung Autismus-Spektrum-Störung
Konstanze Klüglich
Dreschhallenweg 4
76351 Linkenheim
Alle Symbole mit freundlicher Genehmigung von METACOM Symbole © Annette Kitzinger