Die Pubertät und das Erwachsen werden bieten für normale Menschen viele Lern- und Übungsmöglichkeiten, die für das Leben als Erwachsene wichtig sind:
• selbständig und eigenverantwortlich handeln, einkaufen, kleiden, eine eigene Wohnung anstreben
• mobil werden, alleine Wege bestreiten, Rad fahren, Mofa, Auto…
• Beziehungen herstellen und aufrechterhalten • soziale Regeln erkennen, lernen & üben, Fehler machen und daraus lernen
• soziale Kompetenzen erlernen & üben, reflektieren üben, eigenen Geschmack entwickeln ….
All das wird später gebraucht und vorausgesetzt, z.B. in der Berufsausbildung, im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten, bei der Partnersuche, im Studium u.v.m.
Autistischen Menschen fehlen an ihre Bedürfnisse angepasste Lernmöglichkeiten!
Probleme sind natürlich individuell verschieden, aber auch weil das Autismus-Spektrum so verschieden ist. In der Jugendzeit geht es ganz besonders um das Wichtig sein, gesehen zu werden, cool zu sein...Diese Dinge sind für Menschen mit Autismus unwichtig. Äußern sie solche Dinge, liegt das überwiegend am Gruppenzwang, den sie nicht differenzieren können, selbst dazu kein Gefühl zu haben, es aber im Umfeld scheinbar überall Thema ist. Also tut man das, weil man annimmt, es sei so normal und richtig.
• was ist gerade angesagt? Kleidung, Schminken, Musik usw für Autisten*innen in der Regel unwichtig.
• Musik, Stars haben eine große Bedeutung in jungen Jahren, verliebt in einen Star sein, kennen wir doch alle …etwas das Menschen mit Autismus aber nicht kennen. Sie schätzen ein Wissen von einer bestimmten Person.
• Die allzeit beliebte Jugendsprache: sie ist üblich, cool und zeichnet die Jugend aus. Man spricht sie nach, glaubt das muss so sein.
• Die altersentsprechende Freizeitaktivitäten wie Jugendgruppen, Jugend Urlaube etc. nehmen eine wichtige Stellung ein. Autisten *innen interessieren sich in erster Linie für ihre Interessen.
• Dico’s, Jugendclubs usw gehören zu den wichtigsten Dingen im Jugendalter. Ob Autisten je so wo hin gehen werden fraglich. Viele haben nie eine Disko von innen gesehen.
• Das Weggehen von Freitag bis Sonntag wird zelebriert. Aber viele Autisten*innen gehen nie abends weg.
• Viele Autisten sind unsportlich,Tanz-Kurs sind ein Problem. Es wird immer unterstellt das es eine rein soziale Sache ist, aber es liegt oft daran das sie Muskelhypoton sind. Oft gepaart mit Dyspraxie.
•Die Alltagskompetenzen autistischer Menschen sind deutlich , sehr deutlich eingeschränkt bis nicht vorhanden.
• Alltägliche Dinge wie das nutzen öffentlicher Verkehrsmittel, den Führerschein machen • alleine einkaufen, selbst über Kleidungsstil entscheiden, überhaupt zu erkennen welche Kleidung angemessen ist….
• Das verreisen was die meisten jungen Menschen als Meilensteine betrachten, endlich frei sein, alleine entscheiden usw wollen Jugendliche mit Autismus nicht. Es graut ihnen davor.
Zum Schluss noch ein Wort zu der Klassenfahrt. Das ist begehrt, beliebt, ein Muss. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus ist es die Hölle, nur an eine „Klassenfahrt“ zu denken.
Das sind nur einige wenige Beispiele, die ganz deutlich verschieden ausfallen. Sie entsprechen einfach nicht der Natur dieser Menschen. Es ist keine soziale Integration, einen Autisten*in zu zwingen, mit zur Klassenfahrt zu kommen, oder in einen Sportverein zu müssen oder ähnlich. Ganz zu schweigen davon, dass innerhalb solcher Gruppen oft negative Äußerungen kommen, ausgelacht wird bis gemobbt. Natürlich sollte man individuell ganz genau drauf schauen.
• Die Unterschiede zu Gleichaltrigen nehmen zu und werden vielen Autisten erstmals so richtig bewusst( Ich bin anders!)
• Pubertät bedeutet Veränderung – mit Veränderungen haben Autisten große Probleme( sehr viele brauchen sehr viel
Zuspruch das es okay ist wenn der Körper sich so sehr verändert. Es wird als unangenehm, schmerzhaft, ekelig, unnötig empfunden.
• durch die andere Art der Wahrnehmung wird der Großteil nicht „automatisch“ erlernt.
• Mit den ständigen Erwartungen, Anforderungen haben viele schon sehr zu kämpfen gehabt. Jetzt aber mit den steigenden sozialen Erwartungen und den deutlich angezogenen Anforderungen reichen die Kompensationsstrategien nicht mehr aus und es entwickeln sich:
Depression, Angst, Zwangsstörung, aggressives Verhalten, ...
Die Pubertät und das Erwachsenwerden dauert bei Autisten sehr viel länger. Zum einen muss bedacht werden, dass in vielen Bereichen Autisten*innen in ihrer Entwicklung Jahre zurück sind. Diese Entwicklungsstörung muss immer wieder bedacht werden. Doch diese wird im Alltag ständig vergessen, nicht bedacht.Stellen Sie sich vor, ein 9,10 Jähriges Kind umgibt sich mit 15 jährigen Teenies. Da ist doch jedem klar, das passt nicht. Da aber Autisten*innen körperlich ähnlich aussehen, stellt man sie gleich. In solchen Situationen kommt es immer wieder zu massivem Mobbing, zur noch größeren Ausgrenzung, Aufziehen etc. Da ist doch klar, dass Autisten*innen sich immer mehr zurückziehen , das ein natürlicher Prozess ist und gesund. Jeder von uns zieht sich von Menschen zurück, die nicht zu uns passen, andere Interessen haben und uns diskriminieren. Völlig klar. Aber bei Autisten*innen nennt man das als abnorm.
Aus diesem Grund fällt es auch ganz besonders mit der Pubertät auf.
Hier braucht es Unterstützung, Anerkennung, Stärkung, positive Motivation, Achtung ihrer Person !
Der Umgang mit körperlichen Veränderungen, Akzeptanz des eigenen Körpers, die Veränderung der Größe, Haare, etc. macht oft zu schaffen.
• Entdecken der Sexualität ist deutlich später und in der Regel meistens für sich alleine.
• Ablösung von den Eltern & Selbständigkeit hier kommt es natürlich darauf an wie tief im Autismus-Spektrum jemand ist. Umso tiefer umso mehr wird bestimmt, bevormundet. Die Autonomie Entwicklung wird gerne unterdrückt .Das muss sich endlich ändern, wir sollten endlich einen anderen Blick auf Behinderung bekommen.
• Der Aufbau eines Freundeskreises kann muss aber nicht vorhanden sein. Wenn es nur digitale Freunde gibt, dann. Ist es die Entscheidung der Person. Freilich bietet man Möglichkeiten an aber
Zwang, Druck usw darf es nicht geben.
• Damit kommt man natürlich direkt zur Identitätsfindung man sollte unbedingt Möglichkeiten gestalten .
• Die Entwicklung eines realistischen Selbstkonzepts ist aber ebenso wichtig, immer wieder gibt es auch Menschen die sich selbst in keiner Weise eingeschränkt sehen, aber von Außen man sehr wohl
sieht wo es hängt.
• Ein Aufbau von Plänen, Perspektiven individuell gestaltet, formt die Zukunft. Ein Mensch mit Autismus darf nicht denken : „Ich muss so und so sein, weil das so gehört, wie es mir damit geht,
ist egal. Ich darf nicht ich sein, denn das ist nicht gut. Im Gegenteil, die Gesellschaft sollte versuchen, Menschen mit Behinderung eine individuelle Möglichkeit zu schaffen, bei welcher auch
immer. Dann erst können wir dahin kommen, dass Menschen mit Behinderung angenommen werden. Sie selbst können frei und offen ihre Bedürfnisse äußern können.
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