AutGo!  Ein interdisziplinäres Konzept


 

Unsere intensive Begleitung bei herausforderndem Verhalten hat uns im Laufe der Zeit gezeigt: Wir müssen differenzieren, um Menschen im Autismus-Spektrum wirklich gerecht zu werden. Vor allem im Umgang mit hochfunktionalen Autist*innen sind Eltern und Fachkräfte häufig verzweifelt – nichts scheint zu greifen, klassische Ansätze stoßen an ihre Grenzen.

 

Deshalb haben wir AUTGO! entwickelt – ein interdisziplinäres Konzept, das gezielt dort ansetzt, wo andere Maßnahmen scheitern.

AUTGO! richtet sich insbesondere an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Asperger-, atypischem oder High-Functioning-Autismus, die häufig unter dem Radar bleiben – weil sie „funktionieren“, sprechen, lesen oder gute Noten schreiben. Doch die Realität hinter dieser Fassade sieht oft anders aus: Überforderung, Ängste, Zwänge, Rückzug, Eskalationen. Und niemand versteht, warum.

Nach zahlreichen Anfragen zum Thema Verweigerung, Verhaltensprobleme und Rückzug bei hochfunktionalen Autist*innen, haben wir unser Konzept der „intensiven Begleitung“ erweitert – um genau diesen Menschen zu helfen.

Ob als Eltern oder Fachkräfte – viele fühlen sich machtlos. Sie haben schon alles versucht, aber nichts wirkt nachhaltig. AUTGO! setzt genau hier an.

 

Unsere Begleitung – auf einer neuen Ebene

 

Wir freuen uns, dass wir als Stelle zum Thema „herausforderndes Verhalten“ auch auf einer offiziellen Liste des Kultusministeriums Baden-Württemberg gelistet sind. Das bestätigt uns in unserer Arbeit – und zeigt, wie groß der Bedarf ist.

Der Umfang von AUTGO! liegt bei 3 Stunden pro Woche – plus Vor- und Nachbereitung. Es ist wenig Zeit, aber sie ist intensiv und effektiv genutzt. Wir begleiten direkt im Alltag, digital und nah – so, dass das Kind oder der Jugendliche in seinem vertrauten Umfeld bleiben kann. Das schützt und stärkt – ohne zusätzlichen Reizüberfluss.

 

AUTGO! – Für Familien bedeutet das:

 

Mit Autismus zu leben, bedeutet für Eltern oft:


Sich immer wieder neu erfinden. Zurückstecken. Die eigenen Bedürfnisse hintanstellen. Bei null beginnen – nicht nur einmal, sondern ein Leben lang.

Viele Eltern berichten, dass es Jahre dauerte, bis endlich eine Diagnose gestellt wurde. Und dann? Endlich Gewissheit – doch wieder keine Unterstützung. Keine Schulbegleitung. Keine Hilfe für die Familie. Warten, warten, warten…

AUTGO! bietet diesen Eltern endlich die Begleitung, die sie brauchen:

  • Von Menschen, die aus Erfahrung sprechen.

  • Die Autismus nicht nur erklären, sondern verstehen.

  • Die zuhören, begleiten, coachen – auf Augenhöhe.

Wir sind überzeugt: Gerade in den ersten Jahren nach der Diagnose ist intensive Begleitung entscheidend – nicht nur für das Kind, sondern für die ganze Familie.

Eltern brauchen:

  • Wissen über Autismus

  • Strategien für den Alltag

  • Unterstützung bei Anträgen und Behörden

  • Hilfe bei Geschwisterthemen und Erziehungsfragen

  • Austausch, Verständnis und vor allem: echte Entlastung

Denn oft vergessen wir: Eltern haben bereits einen langen, kräftezehrenden Weg hinter sich. Die Diagnose ist nicht der Anfang – sie ist ein Meilenstein nach Jahren der Unsicherheit und Erschöpfung.

Diese Form der Unterstützung ebnet den Weg – für das Kind, für die Familie, für das gesamte soziale Umfeld.

 

Wir arbeiten vernetzt – und interdisziplinär

 

AUTGO! denkt Begleitung neu. Wir bieten keine klassischen Schulbegleiter*innen – sondern Menschen, die vernetzen:

  • das Kind,

  • die Eltern,

  • die Lehrkräfte,

  • Behörden,

  • Therapeut*innen und

  • andere Fachstellen.

Das fördert Inklusion nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis. Und das Wichtigste: Die Akzeptanz bei Eltern und Schüler*innen ist hoch, weil sie sich gesehen und ernst genommen fühlen.

AUTGO! bedeutet:

  • Wenig Zeit – aber intensive Begleitung

  • Alltagsnahe Umsetzung

  • Digitale Begleitung im geschützten Umfeld

  • Individuelle Anpassung an die Situation vor Ort

Zusammenfassung: Was wir tun – und warum es wirkt

 

Wir begleiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus – aus Überzeugung, mit Fachwissen und Herz. AUTGO! ist unsere Antwort auf die vielen offenen Fragen im Umgang mit herausforderndem Verhalten – insbesondere bei Menschen mit weniger offensichtlichen Auffälligkeiten.

In der Kombination mit unserem ganzheitlichen Ansatz zu Autismus – der klaren Struktur, Verlässlichkeit, Kommunikation auf Augenhöhe und echtem Verständnis – entsteht ein Angebot, das Eltern, Fachkräfte und vor allem die betroffenen Menschen selbst entlastet.

Lassen Sie uns gemeinsam starten.
AUTGO! bringt alle an einen Tisch – für mehr Chancen im Leben mit Autismus.


Fachkräfte


Inklusion erfordert langfristige, innovative Lösungen, insbesondere für autistische Schüler:innen, die oft individuelle Begleitung und spezifische pädagogische Konzepte benötigen. Bildung muss flexibel gestaltet werden, um unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden.

Viele Lehrkräfte und Schulen, die autistische Schüler:innen aufnehmen, stehen vor großen Herausforderungen und möchten sich adäquat vorbereiten. Sie benötigen jedoch kontinuierliche, kompetente Ansprechpersonen. Der Zugang zu Schulbegleitungen ist oft erschwert, obwohl medizinische Stellungnahmen eine Notwendigkeit bescheinigen. Hier bedarf es neuer Lösungen, um schnell und unbürokratisch Unterstützung zu gewährleisten.

 

Es besteht immer die Notwendigkeit direkter und fachkundiger Unterstützung

 

Ein innovativer Ansatz könnte eine digitale Begleitung sein, die als kontinuierliche Anlaufstelle für Fragen dient. Ein strukturierter Zugang zu Informationen und fachlicher Beratung könnte viele alltägliche Probleme schnell lösen.

 

Zentrale Fragestellungen sind dabei:

  • Wie kommuniziert man autistisch?

  • Welche Anzeichen sind wichtig zu beachten?

  • Wie kann man Eskalationen entgegenwirken und deeskalierend handeln?

  • Wie kann eine Situation korrekt eingeschätzt und reflektiert werden?

  • Wer übernimmt die Moderation zwischen Schule, Eltern und weiteren Beteiligten?

Im schulischen Alltag tauchen immer wieder Fragen auf, die oft unbeantwortet bleiben. Schulbegleitungen werden oft erst dann bewilligt, wenn keine andere Lösung mehr möglich ist. Dabei bleibt unklar, wie viel Wissen über Autismus vorhanden ist und ob eine qualifizierte Fachkraft eingesetzt wird. Die Problematik resultiert häufig aus Personalengpässen und Kostenfragen, doch letztendlich geht es um das Leben und die Entwicklung der betroffenen Kinder.

Bedeutung einer ganzheitlichen Perspektive

Autistische Kinder sind in ihrem schulischen Alltag oft mit multiplen Herausforderungen konfrontiert. Eine rein schulische Perspektive reicht nicht aus, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Vielmehr müssen auch biografische Aspekte, wie Pflegeverhältnisse, Traumata, Umzüge oder komorbide Erkrankungen, berücksichtigt werden.

Wichtige Aspekte, die beachtet werden sollten:

  • Motivation: Wie kann das Kind bestmöglich gefördert werden?

  • Belastungsgrenzen: Warum sind nur wenige Stunden möglich?

  • Pflegegrad und Schwerbehindertenausweis: Welche Auswirkungen hat dies für den Schulalltag?

  • Umgang mit nonverbalen Autist:innen: Welche Kommunikationsstrategien sind hilfreich?

  • Handlungsplanung: Welche Herausforderungen gibt es in der Umsetzung?

  • Unsicherheiten und Erschöpfung: Wie können diese frühzeitig erkannt und aufgefangen werden?

Fazit

Die inklusive Beschulung autistischer Kinder erfordert eine langfristige und nachhaltige Strategie, die sowohl die Bedarfe der Schüler:innen als auch die der Pädagog:innen berücksichtigt. Ein interdisziplinärer Austausch, eine verstärkte Vernetzung von Fachkräften sowie innovative digitale Unterstützungssysteme sind essenziell, um bestehende Lücken zu schließen.

 

Ziel muss es sein, eine Bildungslandschaft zu schaffen, in der alle Kinder gleiche Chancen auf Entwicklung und Teilhabe haben.


Schüler


 

Viele Kinder und Jugendliche mit Autismus warten viel zu lange auf eine Schulbegleitung. In dieser Zeit entstehen oft schwierige Situationen, da es keine überbrückenden Hilfen zwischen der Diagnose und dem tatsächlichen Beginn der Schulbegleitung gibt. Zudem ist oft unklar, ob die zugewiesene Begleitperson über relevante Erfahrung verfügt. Es ist wenig zielführend, einem 16-jährigen Schüler eine Schulbegleitung zur Seite zu stellen, die selbst erst 19 Jahre alt ist und keine ausreichende Erfahrung mit Autismus hat.

 

Unbewußte Fehlinterpretationen und unerkannte Bedürfnisse durch Fachkräfte

 

Häufig wird nicht erkannt, dass Kinder und Jugendliche mit Autismus Informationen anders verarbeiten und verstehen. Ihre Antworten auf Fragen werden oft als zuverlässig angenommen, obwohl sie diese vielleicht nur geben, weil sie glauben, dass dies von ihnen erwartet wird. Dadurch bleiben ihre tatsächlichen Bedürfnisse oft unbemerkt.

Eine weit verbreitete Fehleinschätzung ist die Annahme, dass kognitive Fähigkeiten mit sozialer oder emotionaler Kompetenz gleichzusetzen sind. Aussagen wie:

  • "Das Kind ist doch nicht kognitiv eingeschränkt."

  • "Aber er/sie ist doch schlau."

zeigen ein mangelndes Verständnis für die Komplexität von Autismus. Selbst wenn keine kognitive Beeinträchtigung vorliegt, können zusätzliche Faktoren wie Ängste, Zwänge oder sensorische Empfindlichkeiten erhebliche Herausforderungen darstellen.

Die sozialen und emotionalen Fähigkeiten sind oft besonders betroffen und können auch gezielt angeschaut werden. Dies lässt sich nicht einfach "wegtherapieren" oder dadurch beheben, dass das Kind häufiger sozialen Situationen ausgesetzt wird. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, und Verbesserungen treten eher durch individuelle Anpassungen und gezielte Unterstützung ein. Viele Schüler kompensieren ihre Schwierigkeiten in bestimmten Situationen besser, aber dies geschieht oft auf Kosten ihrer Energie für den restlichen Tag. Das Thema ist oft besonders schwer zu beurteilen wir stützen hier alle Beteiligten.

 

Sie kennen ganz sicher was Eltern berichten:

  • "Mein Kind kommt nach Hause und kann nicht mehr."

  • "Es ist zwei Stunden nicht ansprechbar."

  • "Es hat Wutausbrüche, sobald es zu Hause ist."

Diese Erschöpfung zeigt, dass eine scheinbare Anpassung in der Schule nicht unbedingt bedeutet, dass das Kind keine Unterstützung mehr benötigt.

 

Die Bedeutung von unterstützter Kommunikation und individueller Handlungsplanung

 

Die Nutzung unterstützter Kommunikation ist essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und Kindern eine effektive Ausdrucksmöglichkeit zu bieten. Ebenso wichtig ist eine gezielte Handlungsplanung, die individuell auf das Kind abgestimmt ist.

Kinder und Jugendliche mit Autismus brauchen vor allem:

  • Menschen, die sie wirklich verstehen, ihnen zuhören und sie dort unterstützen, wo es notwendig ist.

  • Vertrauen, da sie in vielen Bereichen ihres Lebens fremdbestimmt sind.

  • Einen Fokus auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse, anstatt ausschließlich auf organisatorische Aspekte wie Schulpflicht, Benotung oder Therapiepläne zu achten.

Nur wenn diese Punkte berücksichtigt werden, kann eine Schulbegleitung wirklich erfolgreich sein und den betroffenen Schülern helfen, ihren Schulalltag bestmöglich zu bewältigen.


Fazit


Der Ansatz von AutGo stellt einen innovativen, individuell zugeschnittenen Weg dar, um autistische Kinder und Jugendliche optimal zu unterstützen. Durch die Fokussierung auf präventive Maßnahmen, eine individuelle Biografie für jedes Kind und die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten (Eltern, Lehrer, Fachkräfte) wird ein inklusives, bedarfsgerechtes Bildungsumfeld geschaffen. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden der Kinder, sondern kann auch langfristig Kosten für Kostenträger sparen. AutGo geht über herkömmliche Methoden hinaus und setzt auf präventive Lösungen, die auf die persönlichen Bedürfnisse jedes Kindes eingehen und so Eskalationen vermeiden helfen. Das Modell entspricht den Prinzipien des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) und fördert eine zukunftsorientierte, nachhaltige Bildungslösung.

 

Kurz und knapp:

 

  1. Wir stehen für Individuelle Förderung: AutGo erkennt, dass jedes Kind mit Autismus spezifische Bedürfnisse hat. Eine standardisierte Förderung funktioniert nicht, da sie nicht auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Anforderungen jedes Kindes eingeht. Der Ansatz von AutGo basiert auf der Erstellung einer individuellen Biografie für jedes Kind, die als Grundlage für alle Maßnahmen dient.

  2. Wir setzen auf Prävention statt Eskalation: Ein zentraler Punkt ist die Prävention von Eskalationen. Aktuell gibt es zu wenig präventive Maßnahmen in der Behindertenarbeit. AutGo will dies ändern, indem rechtzeitig auf die Bedürfnisse eingegangen wird, bevor es zu größeren Schwierigkeiten kommt.

  3. Wir stärken Eltern und deren Kommunikation: Die Belastung, die Eltern erfahren ist enorm groß. Wir versuchen auch hier anzusetzen.

  4. Zentraler Ansprechpartner: Ein entscheidender Bestandteil von AutGo ist die Einführung eines zentralen Ansprechpartners für alle Beteiligten – Eltern, Lehrer und Fachkräfte. Dies soll Missverständnisse verhindern und eine ganzheitliche Lösung ermöglichen, die auf die Bedürfnisse jedes Kindes abgestimmt ist.

  5. Wirtschaftlicher Vorteil für Kostenträger: Für Kostenträger, könnte AutGo langfristig erhebliche Kosten einsparen, da durch frühe und passgenaue Unterstützung der Bedarf an weiteren Hilfen und die damit verbundenen Folgekosten gesenkt werden.

  6. Alternativen zu herkömmlichen Maßnahmen: Der Umgang mit herausforderndem Verhalten ist oft mit Schulausschlüssen oder Klinikaufenthalten verbunden. AutGo plädiert für alternative Wege, die eine präventive Lösung bieten, um Eskalationen zu vermeiden und eine individuelle, bedarfsgerechte Bildung zu ermöglichen.

  7. Inklusives Bildungssystem: Unser streben nach einem inklusiven Bildungsangebot das den Prinzipien des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) und der UNBRK entspricht steht für uns ganz oben


Kommentare: 3
  • #3

    Sarah Weber (AutisPlus) (Freitag, 05 Mai 2023 21:51)

    Das ist eine mega tolle und wertvolle Idee! Kann ich nur unterstützen, das ist wirklich einer der Bereiche, wo es am meisten Bedarf gibt!

  • #2

    Lisa (Freitag, 05 Mai 2023 13:59)

    Ich finde die Idee großartig und würde mir sehr wünschen, dass sie in die Tat umgesetzt wird!
    Mit Prävention könnte vielen Kindern im Spektrum einiges erspart bleiben!

  • #1

    Sabina (Donnerstag, 05 August 2021 18:38)

    Großartige Idee! Ich fände es wichtig, wenn es das hier gäbe und Euch am runden Tisch bei der Bedarfsermittlung und Zielplanung sowie Enthinderung dabei zu haben, würde mir als Mutter ein Gefühl der Sicherheit geben. Eben weil man als Elternteil bzw der autistische Schüler nicht ernst genommen wird oder man selbst auch nicht genau weiß, was und wie ermöglicht werden kann und muss.

    Dieses Projekt braucht es auf jeden Fall!